Making Of
Das Rollenhörspiel Pompeji ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Wagnis, weil es verschiedenste Komponenten verwendet, um ein Hörspiel auf ganz neue Weise zu produzieren. Das auffälligste Merkmal ist natürlich der improvisierte Charakter der Geschichte und des Erzählens. Alle Szenen wurden spontan von Spieler*innen und Spielleitung nur mit gelegentlichen geringen Absprachen improvisiert. Das ist zunächst nichts Neues, sind doch alle anderen Rollenhörspiele auf der Seite und viele tolle Werke von befreundeten Macher*innen genauso hergestellt, aber Pompeji geht an dieser Stelle einen Schritt weiter. Wo das übliche Actual play, selbst das bearbeitete, die Szene etwas kürzt und vielleicht Musik darunter legt, tut dies Pompeji auch, inszeniert die Szenen aber in völlig neuer Reihenfolge, um damit eine neue Semantik zu erschaffen, die im Spiel noch nicht so deutlich war. Das Ganze wird also wie ein Film geschnitten. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Geschichte auch wie ein Film gespielt wird, nämlich nicht am Stück wie ein Oneshot oder in einer logischen Abfolge aneinandergereihter Sitzungen, bei denen alle Spieler*innen anwesend sind, sondern mit einzelnen oder mehreren in Einzelszenen, mit dem Wissen, dass die Szenenreihenfolge später eine andere sein wird. Um diese Form des Aufnehmens möglich zu machen, musste auch die Art, wie Rollenspiel gespielt wird, verändert werden. Die Spieler*innen spielten nicht mehr eine fortlaufende Geschichte, sondern Einzelszenen, die nicht von sich aus chronologisch geordnet waren, und konnten, um die Dynamik der Erzählung aufrecht zu erhalten und den improvisierten und echten Charakter des Erlebens zu verstärken, eigene Szenen eröffnen, auf die dann der Spielleiter oder die anderen Spieler*innen reagieren mussten.
So entstand eine ganz spezielle Form des Rollenspiels, die man dem Werk in jedem Moment anmerkt. Die Unmittelbarkeit des Erlebens, die Echtheit der Gespräche und die Unberechenbarkeit der Geschichte sind Merkmale, auf die wir sehr stolz sind und die diese Form des Erzählens abheben von Romanen, Filmen oder Theaterstücken, denn kein anderes Medium kann eine Geschichte so authentisch erzählen, wie eine, die es möglich macht, dass ihre Hauptdarsteller sie im Moment tatsächlich erleben. Dieses Potential des Rollenspiels möglichst auszuschöpfen, war das Ziel von Pompeji.