Das Zeitalter
Wir schreiben das Jahr 16 n. Christus. Vor zwei Jahren ist der große Gottkaiser Augustus gestorben und Tiberius ist an seiner Stelle als neuer Kaiser des römischen Imperiums getreten. Damit zementiert er den endgültigen Untergang der Republik und den Wechsel zu einem Kaiserreich, das Jahrhunderte Bestand haben wird. Der Feldherr Germanicus zog von 14 bis 16 n Chr. durch Germanien und rächte mit seinen Legionen den Ausgang der desaströsen Varusschlacht, indem er die verschiedenen Stämme angriff und die verloren gegangenen Standarten zurückeroberte. Als Tiberius ihn zurückruft, kommen mit ihm große Teile der römischen Armee. Dies ist eine entscheidende Kehrtwende in der römischen Außenpolitik, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren versucht das Imperium nicht mehr zu expandieren und zieht sich aus Germanien zurück. In Rom kämpft der Kaiser mit untreuen Senatoren, beginnt als Sparmaßnahme, wichtige Bauvorhaben zurückzustellen, und leitet den Beginn einer nie dagewesenen Periode des Friedens ein.
In den provinziellen, wohlhabenden Städten wie Pompeji abseits der Metropole Rom jedoch bekommt man all das nur vom Hörensagen mit. Vielleicht kommt ein Soldat nach Hause, vielleicht wird ein Bauprojekt nicht genehmigt, aber im Großen und Ganzen lebt man das Leben der kleinstädtischen Provinz und ist froh, Teil des größten Weltreiches seit Menschengedenken zu sein. Jeder und jede fügt sich in die zugewiesene Rolle: Der Ritter verwaltet die reichen Ländereien, geht auf Feste und Orgien oder trifft sich auf der Tribüne der Arena mit Gleichgestellten, um Politik zu treiben. Die junge Frau von bescheidener Herkunft, aber aufstrebender Familie hofft auf eine gute Partie und viele Kinder. Der Händler bangt um die Lieferungen der orientalischen Gewürze, die er für die Fischsoße braucht, der Gladiator bereitet sich auf seinen Kampf im Amphitheater vor und die Sklaven gehen ihrem anstrengenden und demütigenden Alltag nach.
Sollen sich doch die Götter darum kümmern, was der Kaiser in Rom macht.